Galerie Sophia Vonier – ein neuer Standort zwischen Privatem und Öffentlichem
05. Oktober 2024
m53a
Die Galerie Sophia Vonier ist seit mehr als einem halben Jahr an einem neuen Standort zu finden. Es ist nun nicht länger die Altstadt in Festspielnähe, sondern das Andräviertel, in dem die Galeristin ihr Programm präsentiert. Inwiefern die neuen Umstände spürbare Veränderungen nach sich ziehen und ob der Umzug das Konzept der Galeristin beeinflusst, wollte das magazin53a in Erfahrung bringen
In der Franz-Josef-Straße führt rechts neben dem Café Wernbacher eine verglaste Holztüre in den ersten Stock eines Wohnhauses, wo sich nun der neue Ausstellungsraum von Sophia Vonier befindet. Er wirkt ganz anders als ihr ehemaliger quadratischer Raum – größer, geräumiger, geradezu privat.
Vor fünf Jahren entschied sich Vonier für einen kleinen ebenerdigen Raum in der Altstadt, der sich gegenüber der Kollegienkirche und in unmittelbarer Nähe zum Festspielhaus befindet. „Ich habe einen Standort in allererster Reihe bespielt“, berichtet Vonier. Für eine junge, kommerzielle Galerie war die weiß getünchte Zelle mit Schaufenster ein strategisch kluger Standort. Der von der Fußgängerzone aus gut einsehbare Raum reihte sich in die Ladenzeile von Verkaufsgeschäften wie Motel a Miio ein, sodass die Galerie auch ein Laufpublikum erschließen konnte, das im besten Fall neue Käufer:innen hervorbrachte. Beinahe einem Guckkasten gleich eröffnete sich das Rauminnere mit nur einem Blick durch die Fensterscheibe. In die Räumlichkeiten kamen daher nicht nur geladene Gäste und explizit Kunstinteressierte, sondern auch Tourist:innen, deren Blick durch die Glasfront ins Innere geleitet wurde, wodurch sie sich möglicherweise zu einem Galeriebesuch animiert fühlten.
Doch wieso dann umziehen? Die Galeristin führt aus: „Über 30 Ausstellungen habe ich an meinem alten Standort gemacht. Der Ort war einfach für mich durchgespielt. Das hat sich auch schon in den letzten Monaten vor Auszug abgezeichnet. Es wurde mir langweilig.“ Verständlich, wenn man die neuen Präsentationsmöglichkeiten bedenkt, die nun die um einiges größere Räumlichkeit bietet.
Es ist ihr auf einmal im Andräviertel möglich, raumübergreifende Narrative zu entwickeln, die sich thematisch aufeinander beziehen oder abgrenzen können. Durch die Raumabfolge können das erste und zweite Zimmer unabhängig voneinander bespielt werden, sodass sich die Chance ergibt, neue raumästhetische Äußerungen zu erproben. Erst im frühen Sommer stellte Alpine Gothic eine Papp-Installation im vorderen Bereich der Galerie aus, die dem nachfolgenden Zimmer formal entgegenstand, indem dort bemalte Fotocollagen flach an den Wänden hingen. In diesem Ausmaß war das zuvor in der Altstadt nicht umsetzbar.
Kunst in wohnlicher Atmosphäre
Dadurch, dass sich die Räumlichkeiten nun in einer ehemaligen Wohnung befinden, verändert sich offensichtlich auch das Gefühl beim Betrachten von Kunst. Vonier empfindet es ähnlich: „Grundsätzlich kommen Besucher:innen viel gezielter, mit mehr Zeit, Muße und Interesse. Das genieße ich sehr. Auch mein Fokus ist viel konzentrierter auf meinen Besucher:innen – kein Trubel von draußen, der ablenkt.“ Wie untypisch für Salzburg, dass sich der Galeriebesuch hier wie ein persönlicher Besuch bei einer Freundin anfühlt. Die Räume wirken ruhig und vertraut. Der helle Holzboden vermittelt eine grundsätzlich andere Wirkung als noch die Fliesen des vorherigen Standorts. Auch die angehobene, von außen uneinsehbare Lage mag für manche persönlich, fast außerordentlich privat wirken. „Diese Konzentration und Ruhe, die ich plötzlich mit meinen Besucher:innen habe, schafft einen wesentlich ‚intimeren‘ Zugang zu den Ausstellungen“, erzählt die Galeristin.
In Großstädten wie Wien oder Berlin sind Galerieräume in ehemaligen Wohnhäusern lange schon gang und gäbe. Das liegt neben schier unbezahlbaren Geschäftsflächen sicherlich auch an einem weiteren ökonomischen Argument: Durch das Bespielen der aktuellen Ausstellungsfläche mit Wohnungscharakter scheint das Private mit dem Geschäftlichen im Gefühl beinahe zusammenzufallen. Die Galerie agiert dabei auch immer als Showroom für potenzielle Kund:innen, die sich durch die von Vonier vorgegebene häusliche Präsentationsform in ihre privaten Räumlichkeiten hineinversetzen können. So findet eine imaginative Überblendung des Galerieinterieurs mit den eigenen vier Wänden statt.
Veränderte Schwerpunkte?
Sophia Vonier beschreibt ihre Leitlinie als eine Mischung aus sehr jungen und etablierten Positionen, die nach ihrer Ansicht teilweise konträre Positionen im Kontext des Inhalts, der Ästhetik und der Technik darstellen. Mit der Gründung ihrer Galerie im Jahr 2019 füllte sie vor allem auch die Lücke weiblicher Repräsentation in vergleichbaren Einrichtungen der Stadt.
Ob die neuen Räumlichkeiten auf ein neues Programm schließen lassen und sich somit ein neuer Fokus ergeben würde, verneint Vonier klar: „Die Schwerpunkte bleiben gleich.“ Ihr Programm orientiere sich nicht am Raum, sondern bleibe weiterhin bestehen – also „viel Malerei, viele Künstlerinnen“. Es bleibt zu hoffen, dass nach Dominik Louda, Alpine Gothic und Bertram Hasenauer der selbsterklärte Schwerpunkt auf weiblichen Stimmen auch weiterhin erhalten bleibt.