magazin53a: Unsere Sommer-Highlights 2024
27. August 2024
m53a
Das m53a stellt die diesjährigen Sommer-Highlights der Salzburger Kunsträume vor.
So langsam kehrt wieder Normalität in Salzburg ein: Die Festspielgäste packen ihre Taschen und begeben sich auf die Heimreise, die Sommerakademie verschließt die Türen zu ihren Festungsateliers und die letzten Sommerausstellungen stehen kurz vor dem Ende ihrer Laufzeit. So ganz wollen wir dem Herbst jedoch noch nicht Einzug gewähren und versuchen deshalb, den Kunstsommer noch einmal zu greifen bekommen. Das m53a hat sich in den Kunsträumen der Stadt umgesehen und sechs Highlights gefunden, die es nicht zu verpassen gilt – denn nun heißt es: last chance to see!
GALERIE KUNST IM TRAKLHAUS
Confessing Weakness
Philipp Gufler
In der Einzelausstellung Confessing Weakness gibt Philipp Gufler historische, politische und nahbare Einblicke in die Geschichte und Gegenwart komplexer Identitäts- und Rollenzuschreibungen sowie nonkonformistische Sexualität und Geschlechtlichkeit. Die Arbeit und Recherche mit Archivbildern, Filmaufnahmen, Textpassagen und vielem mehr verhandelt dabei nicht einzig verschiedene Formen von Beziehungsweisen, sondern immer auch seinen persönlichen, empathischen und emotionalen Umgang mit diesen. Guflers Arbeiten setzen sich mit Widersprüchen und Fehlern innerhalb der Dokumentation von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten sowie der eigenen, stets komplexen Identität auseinander. Narrationen durch bestehende Bilder sowie Motive brechen und lösen sich auf, werden verflüchtigt oder präzisiert und erzählen eindrückliche Geschichten von Verletzlichkeit. Das zeigt der Künstler nicht zuletzt beispielsweise durch die im Rahmen der Ausstellung konzipierte Textilarbeit Quilt #54 (Helmut Berger) über den österreichischen und erst im Vorjahr in Salzburg verstorbenen Schauspieler.
Thaddaeus Ropac, Halle
Hans Josephsohn
Die rauen Oberflächen der wuchtigen Messing- und Bronzeplastiken überzeugen durch die Uneindeutigkeit von menschlichen Formen und Prozessen der Abstraktion. Die Spuren der Gesten des Schweizer Künstlers Hans Josephsohn beleben dabei das Material und verstärken so den Ausdruck der Arbeiten. In der Ausstellungshalle im Industriegebiet zeigt die Galerie Thaddaeus Ropac Plastiken aus den Jahren 1970 bis 2000. Die Werke, die sich wie archaische Steinformationen in den Räumlichkeiten einfinden, stehen dabei immer im unmittelbaren Bezug zu Fragen figurativer Repräsentation. Trotz aller Formungen und Umformungen sowie zunehmender Abstraktion im bildhauerischen Prozess, soll der unmittelbare Bezug Josephsohns zu tatsächlichen, vor ihm gegenüber situierten Modellen immer erhalten geblieben sein.
Elektrohalle Rhomberg
A Million Songs of Nightmares
Max Freund
Die Elektrohalle Rhomberg zeigt noch bis zum 31. August eine abwechslungsreiche Solo-Show von Max Freund. Die motivisch lockeren Malereien beeindrucken durch ihren Reichtum an Material und setzen sich mit den Gegensätzen und Übergängen von Studioraum und Außenwelt, Tag und Nacht sowie Realität und Fiktion auseinander. Immer zentral in Freunds Praxis: Fragen um die Möglichkeiten und Spielregeln der Malerei. Der Künstler versteht den malerischen Prozess dabei als einen Vorgang vielfältiger Schichtung von Information durch zahlreiche Versatzstücke und Fragmente in Form divergierender Haptik, Textur und Farbauftrag. Hiermit verfällt er niemals in redundante Wiederholungen, sondern führt die Betrachtenden stattdessen unaufhörlich in Augenweiden formaler Vielfalt und erhellender als auch erheiternder Betrachtung.
Eiskaltes Händchen
Tammy Langhinrichs
Ebenfalls noch zu sehen bis zum 31. August im Salon der Elektrohalle: die gebürtige Hamburgerin Tammy Langhinrichs mit der Show Eiskaltes Händchen. In dieser reflektiert sie auf humorvolle und eingängige Art und Weise Prozesse der eigenen künstlerischen Produktion. Installative Arbeiten mit einer Vielzahl von Sturmhaken, die an der Wand befestigt wurden, sind Ausgangspunkt für (Wand-)Zeichnungen, Objekte und kleine Rauminterventionen. Langhinrichs stellt hier Fragen an artistische Autorenschaft und das im künstlerischen Prozess eingeschriebene Wechselspiel aus Nähe und Distanz.
BIS 31. August
A Million Songs of Nightmares
Max Freund
Eiskaltes Händchen
Tammy Langhinrichs
Salzburger Kunstverein
Flashes of Resilience
Philipp Fleischmann
Philipp Fleischmann zeigt mit einer Videoskulptur eingänglich das Prekariat von Perspektiven auf und rückt mit Flashes of Resilience das Eröffnen von alternativen Sichtweisen ins Zentrum. Fragen filmischer Repräsentation werden im Abstrakten mit queeren Inhalten verknüpft. Die Installation reflektiert damit nicht allein ihre räumliche Umgebung, sondern gezielt auch die Wahrnehmungsmöglichkeiten und vor allem Wahrnehmungsveränderungen der Betrachtenden. Der entstehende Affektraum umfasst Störungen sowie Irritationen und betont die Verhältnismäßigkeit visueller als auch genereller Perzeption und Empfindung.
Stadtgalerie Lehen
Neue / Arbeiten
Jonas Geise, Andrea Lüth
Die Duo-Show in der Stadtgalerie Lehen erfrischt mit Gemälden von Jonas Geise und Plastiken von Andrea Lüth. Bunten Bauklötzen gleich verteilen sich die surreal wirkenden Arbeiten Lüths großzügig im Ausstellungsraum. Das fast kindliche Spiel aus Farben und Formen schafft zahlreiche Momente der Erheiterung und begeistert in der andauernden Variation. In den Arbeiten von Jonas Geise setzen sich diese Fragen an die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Farbe, Form und Raum fort. Die in verschiedenen dicken Schichten angelegten und abgetragenen Farbflächen ähneln komplexen skulpturalen Elementen. Aus der Fläche heraus bannen sie die Blicke der Betrachtenden und ermöglichen es diesen, assoziativ in den Bildflächen aufzugehen.
FOTOHOF
ANTI/KÖRPER
Claudia Holzinger, Leon Höllhumer, Kai Kuss, Xenia Lesniewski, Daniel Rajcsanyi, Sophia Süßmilch, Sarah Tasha
In der gelungenen Gruppenshow ANTI/KÖRPER versammelt der FOTOHOF künstlerische Arbeiten, die normative Werte und etablierte Blicksysteme infrage stellen. In zuweilen expliziter Manier bezwecken die Fotografien, Videos und Installationen sich normativer Zuordnungen zu entziehen. Claudia Holzinger, Leon Höllhumer, Kai Kuss, Xenia Lesniewski, Daniel Rajcsanyi, Sophia Süßmilch und Sarah Tasha präsentieren dabei Arbeiten des Widerständigen und Abwehrenden, die immer um Themen des menschlichen Körpers und Subjekts kreisen. Individuelle und kollektive Vorstellungen von Identität sowie traditionelle Erzählungen werden dabei reflektiert, hinterfragt und aufgebrochen.
BIS 28. SEPTEMBER
ANTI/KÖRPER
Claudia Holzinger, Leon Höllhumer, Kai Kuss, Xenia Lesniewski, Daniel Rajcsanyi, Sophia Süßmilch, Sarah Tasha