Im Porträt

kurz|gefragt: Tony Cragg

24. Juli 2025
m53a

Tony Cragg, Level Surface, 2025 © DQS Markus Huber

Im Rahmen der Ausstellung „Zeiten“ im DomQuartier Salzburg spricht Tony Cragg über die Wechselwirkung zwischen seinen neuen Skulpturen und dem historischen Kontext der Prunkräume. Der britische Künstler erklärt, wie er die barocke Architektur nutzt, um seine Werke als „Fremdkörper“ in den Raum zu setzen und damit die Spannung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu intensivieren. Ein Kurzinterview über Machtgeschichte und aktuelle Politik

magazin53a: Für die Ausstellung „Zeiten“ im DomQuartier haben Sie eigens neue Arbeiten angefertigt. Wie verhalten sich diese zum historischen Kontext der prunkvollen Ausstattung der ehemals fürsterzbischöflichen Palastanlage?

Tony Cragg: Man geht von einem Raum in den nächsten und man gewöhnt sich irgendwann an die Ästhetik dieser Räume und was sich darin befindet. Und ganz plötzlich steht da eine Skulptur wie ein Fremdkörper. Das ist meiner Meinung nach genau, wie Skulptur funktionieren sollte.

m53a: Welchen Unterschied macht es, Werke speziell für einen historischen Ausstellungsraum wie das DomQuartier zu konzipieren, anstatt für dauerhafte Präsentationen im öffentlichen Raum, in Museen oder für den Kunstmarkt?

Tony Cragg: Das ist für mich eine sehr, sehr ungewöhnliche Situation für eine Ausstellung. Mit diesem intensiven Dekor aus der historischen Zeit – das ist natürlich etwas, mit dem man entweder mit- oder gegenarbeiten muss. Und hier ist es mal so, mal so, würde ich sagen.

m53a: Wie empfinden Sie die Ausstellung in der konkreten Bezugnahme auf die Formensprache des Environments – eher als ein Eingreifen, ein Widersprechen oder ein Vervollständigen der barocken Räume? Kann so eine Strategie auch die sozialen Aspekte der Prunkräume als Orte der Machtrepräsentation kommentieren – oder soll sie das gar nicht?

Tony Cragg: In den Arbeiten The Blaggards (2025) und Level Surface (2025) beziehe ich mich – als agnostischer Bildhauer und Materialist – auch auf den Machtsitz, der dieses Gebäude früher einmal war. Eine Zeit, in der die Dinge nicht gerecht waren, kein „level playing field“ sozusagen. Und eigentlich hat sich gar nichts geändert. Man fragt sich, warum diese schwarzherzigen Menschen unsere Weltführer sind. Ich will die Namen gar nicht nennen, die Namen kennen wir alle.

24. Juli bis 6. Oktober 2025

Tony Cragg: Zeiten
In den Prunkräumen der Residenz
In Kooperation mit der Galerie Thaddaeus Ropac

DomQuartier Salzburg
Täglich, außer Dienstag von 10 bis 17 Uhr
Juli und August 10 bis 18 Uhr