Face to Face: Die österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts in einem neuen Licht
01. August 2025
Ein Gastbeitrag
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Die Residenzgalerie Salzburg lädt ihre Besucher:innen vom 06. Juni bis 29. September 2025 auf eine faszinierende Zeitreise ein: Mit der Sonderausstellung „Face to Face. Österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts“ wird eine bedeutende Epoche der österreichischen Kunstgeschichte beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen nicht nur hochkarätige Porträts, sondern auch die Geschichten hinter den Bildern – ein Spiegel ihrer Zeit, der bis in die Gegenwart reicht
Das 19. Jahrhundert markiert eine Wende in der österreichischen Porträtmalerei. Die ehemals der aristokratischen Elite vorbehaltene Bildgattung öffnete sich zunehmend dem aufstrebenden Bürgertum. Porträts wurden zum Ausdrucksmittel persönlicher Identität und Repräsentation – ein Trend, der durch die aufkommende Fotografie Mitte des Jahrhunderts noch verstärkt wurde. Mit ihrer Vielfalt an Malstilen und Motiven spiegelt die Ausstellung die Dynamik dieser Veränderungen wider: Von Familien- und Kinderbildnissen über Damen- und Herrenporträts bis hin zu Selbstporträts und Atelierszenen entfaltet sich ein facettenreiches Spektrum.
Doch der Blick geht über das rein Künstlerische hinaus. Die Werke erzählen von sozialen Umbrüchen, von der Emanzipation des Bürgertums und von der Inszenierung der eigenen Persönlichkeit – Themen, die in der heutigen Social-Media-Welt eine neue Dimension erhalten haben.
Highlights der Ausstellung
Die Schau vereint 57 Werke, darunter 35 Leihgaben aus namhaften Institutionen wie dem Belvedere Wien, dem Wien Museum und der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien sowie aus privaten Sammlungen. Ergänzt werden diese durch 22 Gemälde aus dem Bestand der Residenzgalerie Salzburg, darunter zwei jüngst erhaltene Schenkungen, die den Grundstein für die Ausstellung legten.
Die erste Schenkung umfasst zwei Werke von Peter Krafft, die die Ehepartner Domenico Artaria und Anna Maria Artaria porträtieren – ein berührendes Zeugnis persönlicher und familiärer Bindungen. Die zweite Schenkung von Anna Szalay bringt uns die Familie des Malers Anton Einsle näher: Seine einfühlsamen Porträts zeigen ihn selbst, seine Frau und zwei ihrer Kinder. Beide Schenkungen zeichnen sich durch ihre beeindruckende malerische Qualität und ihre ununterbrochene Provenienz aus – ein seltener Glücksfall für die Sammlung.
Von Waldmüller bis Kokoschka: Ein Who’s Who der österreichischen Kunst
Die Liste der ausgestellten Künstler:innen liest sich wie ein „Who’s Who“ der österreichischen Kunstgeschichte: Ferdinand Georg Waldmüller, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Anton Einsle, Friedrich von Amerling und viele weitere Namen stehen für die Bandbreite und den Reichtum der Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts. Besonders spannend ist, wie sich die Malweisen und Stilrichtungen der Künstler:innen im Lauf der Jahrzehnte entwickelten.
Die Ausstellung bietet dabei nicht nur kunsthistorische Highlights, sondern auch einen unmittelbaren Zugang zu den porträtierten Personen. Wer waren sie? Was wollten sie mit ihrem Porträt ausdrücken? Diese Fragen werden in den Begleitheften zur Ausstellung aufgegriffen, die unter dem Motto „Find mich – ich erzähl’ dir was!“ einladen, die Geschichten hinter den Gemälden zu entdecken.
Ein anschauliches Ausstellungserlebnis
Die Residenzgalerie setzt nicht nur auf klassische Vermittlungsformate, sondern auch auf innovative, partizipative Ansätze. Die Begleithefte, die sich am Konzept der Freundebücher der 1990er-Jahre orientieren, ermöglichen eine spielerische und persönliche Auseinandersetzung mit den ausgestellten Werken. Zehn Stimmen – Porträtierte, Künstler:innen und Zeitgenoss:innen – führen durch die Räume und lassen die Vergangenheit lebendig werden.
Aufgaben und Themen, die den Bogen von der Kunst des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart spannen, wurden gemeinsam mit einer Fokusgruppe entwickelt. Ziel ist es, den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu fördern und die Frage zu stellen, wie wir uns heute inszenieren – sei es durch Fotografie, Instagram oder andere mediale Formen.
Ein Katalog als bleibendes Zeugnis
Ein umfassender Ausstellungskatalog begleitet Face to Face und vertieft die vielen Facetten dieses Themas. Herausgegeben von Astrid Ducke und Thomas Habersatter und mit Beiträgen renommierter Kunsthistoriker:innen, bietet der Band auf 181 Seiten Einblicke in die Porträtkunst des 19. Jahrhunderts. Mit 104 Abbildungen, die das Auge ebenso wie den Geist ansprechen, ist der Katalog nicht nur eine Erinnerung an die Ausstellung, sondern auch eine wertvolle Ergänzung für jede Kunstbibliothek.
Rahmenprogramm und Führungen
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein vielfältiges Rahmenprogramm. Neben klassischen Führungen bietet die Residenzgalerie mit einer Gesprächsreihe spannende Einblicke. Themen wie „Spiegelbild & Inszenierung. Das Selbstporträt in der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts“ oder „Der Fotograf der Kaiserin: Ludwig Angerer und der Aufstieg der Porträtfotografie im 19. Jahrhundert“ schlagen eine Brücke zwischen Malerei und Fotografie.
Für die jüngsten Besucher:innen hat der KreativKids Club ein eigenes Programm entwickelt, das jeden Donnerstag zu kreativen Entdeckungsreisen einlädt.
Ein Blick in die Vergangenheit – und in die Zukunft
Face to Face zeigt nicht nur die Entwicklung der Porträtkunst im 19. Jahrhundert, sondern regt auch zum Nachdenken über unsere eigene Zeit an. Welche Rolle spielt die Selbstdarstellung heute? In einer Welt, die von digitalen Bildern und sozialen Medien geprägt ist, hat das Porträt nichts von seiner Faszination verloren. Es bleibt ein Fenster zur Seele – damals wie heute.
Besuchen Sie die Ausstellung und lassen Sie sich von der Kunst des 19. Jahrhunderts inspirieren. Vielleicht entdecken Sie dabei auch ein Stück von sich selbst.
06. Juni bis 29. September 2025
Face to Face. Österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts
Residenzgalerie Salzburg
Täglich, außer Dienstag von 10 bis 17 Uhr
Juli und August täglich von 10 bis 18 Uhr
Letzter Einlass: Eine Stunde vor Schließzeit.


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